Nach einigem hin und her stand bereits im Jänner fest, ich
habe zu den Marquesas nachzukommen, wo für Heinz der erste
Landfall nach den Galapagos sein wird. Die
Tuamotus (dangerous Islands) waren ihm
einhand-segelnd zu haarig, auch wenn sie mir sie auf Grund
der besseren Schnorchelmöglichkeiten lieber gewesen wären.
Nachdem der Zeitpunkt unseres Treffens noch offen stand,
erreichte mich am 4. Feber 2010 von den Las Perlas folgendes
Mail: „Morgen treten wir den Weg zu den Galapagos an. Am
24. Feber fliegen Rolf und Fritz weg und ich werde dann auch
weg müssen. Wenn du 5 Wochen nach dem 22. kommst müsste
alles Okay sein, denn laut Literatur braucht man ca. 3
Wochen.“
Upps…. schnell im Kalender geblättert, 5 Wochen da
komm ich
gerade
in die Karwoche, da wird’s mit dem Urlaub im Büro vielleicht
haarig und wie schaut es mit den Flügen aus? Also auf ins
Reisebüro und für Ende der Karwoche Flüge schauen und
Kataloge wälzen. Der Langstreckenflug wäre kein Problem aber
das verlängerte Osterwochenende bietet keine Chance von Wien
vor Ostersamstag weg zukommen.
Also buche ich meine Flüge für Samstag (3.4.) mittags Abflug
nach Papetee via Paris Los Angeles- Papetee; reine Flugzeit
22 h, mit den Transferwartezeiten mehr als 32 Stunden
Reisezeit. Da brauche ich eine Pause bevor ich die 3 ½
Stunden (+ 2 Stunden Transfer zum Hafen) nach
Nuku Hiva, der Hauptinsel der Marquesas,
weiter fliege.
Also den
nächsten Direktflug für Mittwoch, den 7.4. nach Nuku Hiva
auch noch mitbuchen, dabei noch darauf achten, dass dieser
Flug auch noch auf dem gleichen Ticket steht, wie der
Transpazifikflug, denn sonst bekomme ich massive
Gewichtseinschränkungen beim Gepäck verpasst – bei der
langen Liste was ich alles mitnehmen soll - würde das teuer.
Die Wartezeit
bis zum Abflug vertreibe ich mir unter anderem damit, die
Wetterberichte nach Hurrikans zu durchforsten. Hurrikan Oli,
der im Feber auch auf den Gesellschaftsinseln tobte, hat mir
ordentlich Angst eingejagt. Besser ich hätte es bleiben
lassen, denn auf Grund einer Verwechslung habe ich Heinz und
mich in unnötigen Schrecken versetzt, als ich ihm mitteilte,
dass sich ein Hurrikan aufbaut –allerdings bei den Coco
Islands (im indischen Ozean- und nicht bei Costa Rica).
Ende März
erreicht Heinz Hiva Oa und verspricht rechtzeitig auf Nuku
Hiva zu sein - unserem Treffen steht daher nichts mehr im
Weg.
Beruhigt
steige ich Samstag in den Flieger, um völlig gerädert am
Sonntag früh nach 5 Uhr, Ortszeit (=17 Uhr in Wien) mein
Hotelzimmer in Tahiti zu beziehen.
Ostersonntag
wird auch in Tahiti groß gefeiert, viele Einheimische sitzen
beim Hotelbrunch, für die Kinder gibt es ein
Ostereier-Suchen und nachher noch Polynesische Tänze, die
bis in den Nachmittag dauern. Leider bin ich zu erschöpft um
diese Darbietungen wirklich genießen zu können.
Am Ostermontag beschließe ich auf Grund des regnerischen
Wetters nach Papetee zu fahren. Obwohl hier Feiertag alles
geschlossen ist, möchte ich mich ein wenig umschauen, vor
allem wo die Yacht-Zubehörgeschäfte sind. Womit ich nicht
gerechnet habe ist, dass am Feiertag fast kein Bus in die
Stadt fährt. Einen habe ich gerade verpasst und der nächste
kommt und kommt nicht. Da erbarmt sich eine freundliche Dame
und bringt mich kostenlos nach Papetee. Ich latsche im
Hafengebiet herum, bestaune die großen Fähren und finde mein
Zubehörgeschäft. Wieder im Hotel angekommen bekämpfe ich
meinen Jetlag mit einem Schläfchen aus dem ich brutal
geweckt werde.
Martialische Kriegsgesänge unter Trommelbegleitung lassen
mich hochschrecken, mein Herz schlägt bis zum Hals. Es sind
die Tanzdarbietungen im Hotel, die wieder begonnen haben und
ich genieße sie vom Balkon aus. Am nächsten Tag geht es noch
einmal in die Stadt, um Seekarten zu besorgen und mich wegen
eines neuen Herdes zu erkundigen. Leider sind alle lagernden
zu breit, also ziehe ich nur mit einem Katalog wieder ab.
Auch ein Tidenbuch für Franz Polynesien muss mit.
Hoffentlich bekomme ich keine Schwierigkeiten mit meinem
Gepäck, dass durch das viele Papier wieder erheblich
schwerer geworden ist. Aber alles geht gut, obwohl mein
Handgepäck hinten im Flugzeug mitreisen muss.



Nach einer über 2 stündigen Taxifahrt quer durch die ganze
Insel auf der engen steilen Straße, die atemberaubende
Aussichten in schmale Schluchten bereithält treffe ich Heinz
an der Pier in Taioahe,
Nuku Hivas Hafen
Am Boot angekommen erfahre ich, dass der Eiskasten vor ein
paar Tagen den Geist aufgegeben hat. Na super einen neuen
Eiskasten gibt es hier nicht, einen Check durch einen
Fachmann lehnt Heinz ab, also was tun? ich bin dafür eine
Kühltasche zu kaufen und sie mit Eis zu füllen, das ist ihm
zu umständlich also kaufen wir letztendlich eine Tasche, die
man mit 12 V betreiben und auf Kälte oder Wärme umschalten
kann.
Das Beste aber ist, das auch Heinz´ Plastikgeld den Geist
aufgegeben hat. Nachdem ich mir die Karten anschaue, stelle
ich fest, dass der jeweilige Chip Rostspuren aufweist. Ich
weiß, dass er in Curacao ein Vollbad genommen hat, als er
das Rad aufs Boot hieven wollte und ein Bolzen brach, also
frage ich ihn, ob er damals auch die Karten mit Süßwasser
gespült hat. Natürlich nicht, ist ja ohnehin nur
Plastikgeld. Wie immer mache ich mir mehr Sorgen als er wie
zukünftig seine Fahrt ohne Geld weitergehen soll. Aber jetzt
einmal müssen meine Plastikkarten herhalten.
Wir leisten uns auf Nuku Hiva eine interessante Führung, wo
wir auch noch einen botanischen Crash Kurs bekommen. Die
überbordende Fülle der Pflanzen ist hier beindruckend, neben
Bananen und Kokosnüssen wachsen hier 60 verschieden Arten
von Mangos, Papayas, Brotfrucht, Pomelos, Zitronen,
Karambole….die Luft ist gefüllt von dem herrlichen Duft der
Blumen und dem des Ylang Ylang Baumes.
Wir besuchen das fruchtbare Hakaui und
Taipivai-Tal, stoppen zu Mittag in der Hatiheu-Bucht, um
nachher die restaurierten Kultstätten zu bestaunen. Die
einzige Straße der Insel (zum Glück bereits Großteils
asphaltiert) schlängelt sich bergauf bergab und immer wieder
gibt es schöne Aussichtspunkte. Auch 2 Kirchen, die wir
besuchen, allen voran Notre Dame, mit ihren schönen
Holzschnitzereien, geschmückt mit wunderbaren
Blumenarrangements und ihrer luftigen Bauweise sind
sehenswert.
Am
nächsten Tag Samstag bekommen wir ein Lehrstück in
Polynesischer Lebensweisheit: Wir marschieren so gegen 10
Uhr zum Bäcker, aber dort ist das Brot bereits aus. Es wird
auch keines mehr produziert. Erst am Nachmittag als wir das
kleine Museum am anderen Ende der Bucht besuchen, erfahren
wir, dass man auch im Laden, der von einem Chinesen geführt
wird, Brot erhält. So probieren wir es auf dem Rückweg und
erhalten tatsächlich spät am Abend noch Brot.
Jetzt sind wir schlauer und streichen den Bäcker von unserer
Einkaufsliste, da der chinesische Laden außerdem viel näher
ist. Obwohl hier die ARC Flotte zur gleichen Zeit
Zwischenstopp macht, scheint dies den Polynesischen Bäcker
wenig zu beeindrucken.
Sonntag besuchen wir noch am Strand von
Taioahe das
restaurierte Marae (me’ae
), auf
dem moderne Steinskulpturen aufgestellt wurden.
Am
nächsten Tag frischen wir unsere Vorräte noch ein wenig auf.
Zu unserem Glück war die Anui III, die die Marquesas
versorgt, einen Tag vor meiner Ankunft hier, so dass es
genug im Angebot gibt. 2x müssen wir noch mit dem Beiboot
zur Werft, um Sprit zu holen, dann sind wir für die Abfahrt
gerüstet.
Zuerst verbringen wir einen Tag in der Controller Bay und
dann brechen wir nach Ua Huka auf, deren östliches
Ende wir gerade noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen.
Am
nächsten Tag fahren wir weiter nach
Vaipaee, um
hier das kleine Museum beim Rathaus zu besuchen. Welch
Unterschied zu Nuku Hiva, diese Insel wirkt fast kahl, da
hier mehr wilde Pferde als Menschen leben
nur wo ein Zaun die Wildpferde abhält zeigt sich das Grün.
Nachdem auf
der Mole geschäftiges Treiben herrscht, ankern wir in der
engen Bucht und rüsten nur das Bananaboot für die kurze
Distanz zum Strand. Das war ein Fehler, in der Brandung
schlägt das Boot quer und die nächste Welle füllt es auf.
Wir sind klitschnass aber wenigstens unsere Habseligkeiten
konnten wir noch vor dem Bad retten, die wir leichtsinniger
Weise nicht wasserfest verpackt haben.
Ich habe aber
daraus gelernt, sehr zum Leidwesen von Heinz, der ab nun
immer mit dem wasserfesten Seesack durch die Gegend
spazieren musste. Am Spätnachmittag verlassen wir Vaipaee
Richtung
Tahuata,
während uns in der Dämmerung eine Delfinschule noch ein
Stück des Weges begleitet.




Mit Sonnenaufgang fällt unser Anker in der unbewohnten aber
bei den Seglern beliebten Hanamoenoa Bucht, wo wir 2 Tage
verbringen. Nach einem Besuch des kleinen Dorfes Hapatoni
brechen wir nach
Fatu Hiva
auf.
Gerade noch vor Sonnenuntergang erreichen wir die berühmte
Bay of Virgins (Hanavave), mit ihren eindrucksvollen steil
aufragenden Basaltfelsen am Eingang. Diese waren angeblich
die Namensgeber der Bucht, da die ersten Europäer sie Baie
des Verges (Bay of Penes) nannten.
Kein geeigneter Name für die christlichen Missionare, die
sie rasch in eine
Baie des Vierges
umtauften.
Fatu Hiva ist die südöstlichste Insel der Marquesas und nur
mit dem Schiff zu erreichen, daher sind ihre Bewohner bemüht
mit den Yachties allerlei Nützliches gegen Obst und Gemüse
einzutauschen. Wir bekommen für ein Stück Kette und altes
Seil einen Rucksack voll Pomelos und Bananen.
Am nächsten
Tag erlebe ich zum ersten Mal den nicht enden wollenden
tropischen Regen, so dass wir den Tag faul auf dem Schiff
verbringen. Am nächsten Tag, wollen wir einen kleinen
Spaziergang im Dorf machen, aber dann packt Heinz der
Ehrgeiz und wir machen uns auf zum berühmten Wasserfall, ich
mit Crocs und Kleid gerade richtig „touristisch“ adjustiert,
für eine Wanderung auf einem Saumpfad durch den Regenwald.
Leider führt
der Wasserfall sehr wenig Wasser und auch das
darunterliegende Becken ist fast ausgetrocknet, so dass aus
dem vielgepriesenen erfrischenden Sprung ins kalte Wasser
nichts wird. Heinz kann sich kaum von Fatu Hiva trennen, um
weiter auf den Spuren Thor Hayerdahls (nach seinem
gleichnamigen Buch) zu wandeln, also bleiben wir noch zwei
Tage in dem schön gepflegten und von den Yachties kaum
angelaufenen Dorf Omoa.
Eine
Besteigung der steilen und fast unzugänglichen Berge
verweigere ich aber, so bleibt als Kompromiss nur eine
Umrundung von Fatu Hiva mit einem Blick auf die praktisch
unzugängliche Ostküste bevor wir Kurs auf
Hiva Oa
nehmen, das wir nach Sonnenuntergang erreichen.
Nachdem der
innere Hafen von Atuona voll ist, müssen wir im äußeren
Hafen vor Anker gehen, wo wir entsprechenden Schwell
abkriegen. Am nächsten Tag versuche ich eine
englischsprechende Inselführung zu organisieren, habe aber
kein Glück, so dass wir uns letztendlich einen Leihwagen
nehmen.
Was uns aber
erst jetzt auffällt, es sind praktisch alle Wegweiser im
Dorf abmontiert, wir halten uns daher immer nach der guten
Straße und landen mehrmals in einer Garageneinfahrt bis wir
die Hauptstraße erwischen. Nach einer abenteuerlichen 3
stündigen Berg- und Talfahrt, erreichen wir endlich die
berühmten 2 m hohen Tikis im
Puamau Tal,
die bedeutendste und größte
historische Stätte der Marquesas.
Die Ähnlichkeiten dieser Figuren mit
südamerikanischen Statuen haben Thor Hayerdahl letztlich zu
seiner Kon-Tiki Expedition inspiriert. Am nächsten Morgen
nützen wir noch schnell den Leihwagen zu einem Abstecher in
das Dorf Hanaiapa und ich kann Heinz auch noch zu einem
Friedhofsbesuch überreden, wo Jaques Brel und Paul Gauguin
begraben sind und wo man auch einen wunderschönen Ausblick
über Autona genießen kann.
Nachmittags geht es dann nach Hanamenu, wo wir die Nacht
verbringen wollen, bevor wir zeitig früh zur Insel
Ua Pou aufbrechen.
Im letzten Dämmerlicht zeigt sich die eindrucksvolle
Silhouette von Ua Pou vor dem nachtschwarzen Himmel, leider
zu spät fürs Fotografieren. Vor einem kleinen Dorf an der
Westküste lassen wir unseren Anker fallen, bevor es am
nächsten Tag ein Stückchen weitergeht.
Vor der eindrucksvollen Kulisse der Marquesianischen
Wolkenkratzer lassen wir wieder unseren Anker fallen. 2
Nächte verbringen wir hier noch und dann beschließen wir,
gleich nach Nuku Hiva zurückzufahren, ohne den Hauptort der
Insel zu besuchen.
Die paar Tage die noch bleiben, nutzen wir zum Einkaufen und
Schiff „restaurieren“, bevor ich am 2. Mai mittags zurück
nach Papetee fliege. Dienstag früh geht es noch einmal ins
Zubehör Geschäft, wo ich den Ofen bestelle und ein neues Rad
für die Winsch gleich für Heinz reserviere. Einen neuen
Eiskasten, bestelle ich zum Glück nicht- wegen der zu langen
Lieferfrist, denn die Kinder kommen bald nach mir nach
Tahiti und wollen Heinz bis zu den Cooks begleiten
(Fachleute in Tahiti haben den alten Eiskasten wieder zum
Laufen gebracht).

Dienstag, den 4. Mai fliege ich von Tahiti um 7 Uhr früh ab
(=19 Uhr in Wien) mit viel Zittern, ob mich die Vulkanasche
von L.A. nach Europa weiterfliegen lässt? Londons Luftraum
ist zwar gesperrt, aber mit einiger Verspätung schaffen wir
es nach Paris und Wien, wo mich Donnerstag, den 6.5.2010,
nach 23 Uhr Regen und Kälte empfängt.

Eure Veronika
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