11.06.2007: Der Aufbruch (erster
Bericht)
L iebe Segler-, Freunde und KollegInnen,
Heinz
hat mich ersucht, Euch allen ein Mail zu senden, um Euch
/Ihnen mitzuteilen, dass er mit seinem Projekt gestartet
ist: Aufgrund familiärer Ereignisse, die seine Anwesenheit
in Wien erforderlich machten, fuhr ich mit ihm am Sonntag
vor dem 1. Mai zurück nach Griechenland. Nach einigen Tagen
Vorbereitung - wie immer zu kurz- legten wir am 8.5. trotz
ungünstiger Windprognose (West!) von Lygia auf Lefkas ab.
Obwohl Heinz gleich zur Überquerung ansetzen wollte, mussten
wir noch einmal auf der Südspitze von Lefkas in Vassiliki
übernachten. Auch danach hatten wir entweder zu wenig Wind
oder nicht ganz von der erwünschten Richtung, sodass wir
erst am Morgen des dritten Tages Kalabrien, einige Seemeilen
vor dem Eingang zur Straße von Messina, erreichten.
Da es in der Nähe keine geeigneten Häfen gibt, versuchten
wir gleich auch diese Meerenge zu durchqueren, aber der Wind
auf die Nase verstärkt durch eine enorme Düsenwirkung zwang
uns, dieses Vorhaben aufzugeben. So drehten wir ab, und
segelten die kalabrische Küste in Lee nordwärts, um dann in
der Nacht noch einmal einen Versuch zu unternehmen. Leider
war der Wind noch immer gegen uns, sodass wir beschlossen
die 40 sm zum nächsten sizilianischen Hafen zu segeln, um
auch endlich einmal auszuschlafen. Am Fuße des
schneebedeckten Ätnas legten wir dann am Muttertag in einer
Marina an.
Hier spannten wir erstmals aus und nach 4 Nächten, brachen
wir in der Früh zu unseren 3. Versuch auf. Mit Motor und
Groß konnten wir die Meerenge endlich bezwingen, da sich die
Fallböen aufgrund der eher schlechten Wetterlage zur Ruhe
gelegt hatten. Zum Glück war die Strömung mit uns, die unser
Schiff am Ausgang von etwas über 4kn auf über 9 kn
beschleunigte und durchschob. Die Kreuzsee und die Wirbel,
die legendäre Charybdis am Nordende der Straße, sind mit
einem kleinen Boot wie unserem noch immer eindrucksvoll. Wie
gesagt zum Glück waren sie uns gut gesonnen, und trieben uns
hinaus und nicht zurück.

In einem kleinen Hafen (Bagnio) in der Nähe von
Scilla gingen wir dann am Abend an einer Mole längsseits und
erlebten auch hier gleich eine Überraschung. Der Seegang
wurde durch die Mole gedrückt und spritzte in Fontänen
zwischen Boot und Mole herauf, sodass wir gleich einmal eine
Dusche von unten beim Anlegen erhielten. Bei Winterstürmen -
so erzählten uns die Einheimischen - hätte es auf diese Art
schon 2 Boote versenkt. Mit einem kleinen Respektabstand zu
diesem Phänomen verbrachten wir die Nacht und fuhren am
Morgen weiter, bis wir das Cap Vaticano umrundeten und in
der Marina von Tropea abends anlegten.
Tropea thront hoch auf einem Felsen mit einem vorgelagerten
Sandstrand und hat uns als alte südital. Stadt richtig
verzaubert. Zum Glück war ja noch Vorsaison, denn auch die
anderen Touristen schätzen dieses Städtchen.
 Am
übernächsten Morgen brachen wir nach Stromboli auf, wo wir
vor dem nördlichen Strand vor Anker liegend ungeschützt
übernachteten. Nachdem wir diesen eindrucksvollen und noch
aktiven Vulkan umrundeten, setzten wir unseren Kurs nach
Salina ab, eine der aus touristischer Sicht etwas ruhigeren
und nicht ganz so hippen liparischen Inseln, die wir mittags
erreichten. Nach einem Tag ausspannen, segelten wir noch um
Lipari herum zurück nach Tropea, da sich mein Urlaub zu Ende
neigte und ich von dort mit dem Zug zurück nach Hause fuhr.
Heinz segelte dann wieder zurück nach Vulcano, in der
Hoffnung, dort auf Grund der warmen Quellen auch einmal ein
etwas wärmeres Wasser anzutreffen. Das Tief mit den
Gewitterfronten machte ihm aber einen Strich durch die
Rechnung. An ein Plantschen im warmen Wasser war nicht zu
denken. Ich Angsthase war dankbar, dass ich dieses
Mistwetter nicht im Urlaub miterleben musste.
Nach einer Zwischenstation in Ustica ging es dann weiter
nach Sardinien, wo er letzten Donnerstag ankam. Während uns
hier am Wochenende die 29° bis 32° C zum Schwitzen brachten,
gab es dort stolze 19°C, wie Heinz betrübt vermerkte. Wenn
der Wind halbwegs passt, wird er bald weiter zu den Balearen
segeln.
Noch ist Heinz nicht soweit selbst Mails zu versenden, dazu
blieb bis jetzt noch keine Zeit, ihr könnt ihn daher nur
über Handy erreichen, wenn er in Küstennähe ist.
Mit lieben Grüßen von Heinz an alle
Eure Veronika
20.09.2007: Durch die
Straße von
Gibraltar

Just an dem Tag an dem sich am morgen um 5 Uhr früh die
Kollision eines Tankers mit einem Frachter in der Straße von
Gibraltar ereignete (ich glaub es war der 12.8.), nahm Heinz
unterstützt von Rolf das Tor in den Atlantik in Angriff.
Endlich kam der langersehnte Ostwind, sodass sie die
britische Enklave verlassen konnten. Bei hohen Wellen von
achtern (angesagt waren 2m-2,5m) und Wind mit ca. 7
Windstärken und weiter auffrischend segelten sie nur mit
Fock, die sie später noch refften, dahin. Die 58 sm von
Gibraltar nach Sancti Petri schafften sie in 7 Stunden,
wobei sie eine mit GPS gemessene Höchstgeschwindigkeit von
10,1 kn verzeichnen konnten und zweimal ins Surfen kamen.
Auch für Rolf der schon viele Seemeilen auf dem Buckel hat,
war dies sein schnellster Ritt bisher, wie er mir, der zu
Hausse mit- (bzw. mehr) zitternden Frau des Abenteurers,
versicherte.
PS: Die Angaben stammen natürlich von Rolf, denn so ins
Detail würde Heinz niemals gehen.
Eure Veronika
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