Liebe Freunde, aus privaten Gründen kam ich leider nicht
dazu Euch weiter über Heinz Fahrt zu berichten aber ich hole
es jetzt nach, auch wenn die Eintragungen nicht mehr aktuell
sind, wollt ihr vielleicht doch einiges in Heinz´ O-Ton
hören:
20.08.2008:
weiter gehts
Montag
bin ich etwas spät weggekommen und habe nur 20 Meilen
geschafft, da auch das Wetter (Gegenwind und einsetzender
Regen) nicht mitspielte. Ich bin jetzt ungefähr in der Mitte
der Inseln südlich von little current, nur weiter im Osten
und wenn das Wetter morgen okay ist könnte es sich ausgehen
dort einzutrudeln.
Heute
war es sehr schön, denn nicht nur das Wetter ist hier
ausgezeichnet (In der Nacht hat es aufgeklart und es war
saukalt so dass ich einen 2. Schlafsack brauchte) Momentan
ist es hier wunderschön, denn es ähnelt sehr dem
schwedischen Scherengarten, nur die roten Hütteln fehlen und
bei der Navigation muss ich verdammt aufpassen, denn es sind
genug Steine zum niederführen hier und es grenzt zeitweise
an Stress. Wo ist mein Navigator? So nun muss ich wieder
Karten einscannen, denn damit ist es schon einfacher.
22.08.2008
Die
Inseln hier heißen nicht zu unrecht 30.000 -Inseln – wie
gesagt sie ähneln den schwedischen Schären, nur statt der
roten Hütten gibt es jede Menge Bungalows. Ich bin jetzt
schon wieder weiter und bin derzeit mitten im Nordchannel
45° 55' 34,68" N 82° 59' 18,41" W. Die USA sind wieder
näher gekommen und da muss ich mich wieder anmelden.
Nachdem Heinz den Michigan See durchfuhr und einige Tage in
Chicago verbrachte, schickte er folgendes Mail auf meine
Frage, ob nicht die Ausläufer des Hurricans viel Regen
brachten und Hochwasser verursachten:
17.09.2008
Bojenkuscheln
Du hast
schon recht hier ist Hochwasser. Momentan trifft es mich
noch nicht sehr stark, denn da waren 3 Tage Regen vorher
schlimmer. Da habe ich meine Karten eingescannt und das
kostet Zeit. Das kommt mir aber jetzt zugute, denn die Boyen
sind teilweise weg oder sie kuscheln miteinander. Da waren
eine rote und eine grüne ganz nahe beieinander.
Das
einzig wirklich störende ist das viele Holz bzw. sogar
einige hundert Bäume. Manchmal ist der ganze Fluss damit
bedeckt und man muss höllisch aufpassen. Das Gute der Strom
viel stärker geworden ist und ich bin an schmalen Stellen
schon über 10 Knoten gefahren. Die Schleusen waren wegen
Hochwassers geöffnet und man konnte ohne Schwierigkeiten
durchfahren. Durchschnittlich fahre ich jetzt 7-8 Knoten und
da kommt man ganz schön weiter.
Leider
muss ich bald ans Tanken denken, denn die "Gasstationen"
sind alle überschwemmt. Das heißt ich könnte schon hinfahren
und anlegen. Die Pumpen Schwimmen ja, doch kein Tankwart
wird kommen denn die Zugänge sind alle unter Wasser.
Es ist
übrigens ganz leicht zu unterscheiden ob ein Tier im Wasser
ist oder Holz. Nur hinfahren wenn's davonfliegt ist ein
Vogel und wenn's auf der anderen Seite rauskraxelt ist's ein
Reh das ein trockenes Platzerl sucht. Ich weiß nicht wie es
im Hinterland aussieht hier an den Ufern sind sowieso nur
Pfahlbauten und die müssen halt mit dem Boot nach Hause
fahren. Morgen werde ich meine Kanister in den Tank leeren
und damit muss ich nach St Louis kommen.
Nach
einem kurzen Gastspiel zu Hause wegen Pass verlängern und
Enkerl schauen ging es wieder weiter:
25.10.2008
In letzter Zeit
ist mir nicht so gut gegangen, denn beim Vorbeifahren bei
St. Louis war soviel Verkehr, dass ich mich nicht ins Schiff
getraut habe, um wärmere Sachen anzuziehen - Ergebnis ich
bekam einen schönen Schnupfen. Gestern hat es den ganzen Tag
geregnet und so habe ich Karten gescannt und bin gar nicht
erst Anker-aufgegangen.
Heute habe ich die
Letzte Etappe am Missisippi zurückgelegt und bin jetzt in
Cairo an der Mündung des Ohio Rivers. Nun wird es nicht mehr
so schnell weitergehen denn jetzt geht es wieder Bergauf.
Ich habe noch Halsweh und gehe zeitig schlafen Grüße an alle
Heinz
03.11.2008
Nach passieren des Kentucky Staudammes habe ich beschlossen
3 Tage Blau zu machen. Diese verwendete ich um das
Verstopfte WC (Schlauch zum Seeventil) zu reinigen. Ich
konnte nur mehr in den Tank aber nichts mehr hinauspumpen.
Mein Vorgänger hatte die geisterreiche Idee den Schlauch
unterm WC gleich um einen Meter zu verlängern weil die
Umlenkung aus der Wand schlecht platziert war
(wahrscheinlich schon von der Werft) Da jetzt der Schlauch
zu lang war lies er ihn herum meandern mit der Folge, dass
sich hier alles ablagerte!!!...(die detaillierte
Reparaturbeschreibung erspare ich Euch).
Jetzt funktioniert alles wieder, doch die 3 Tage Arbeit muss
ich nicht noch einmal haben. Ich bin dann gleich in die nahe
liegende Marina gefahren Gewand waschen, einkaufen, Mast
stellen und nicht zuletzt duschen. Bei einer der Arbeiten
habe ich mir den Ischiasnerv ein wenig aktiviert und bin
momentan noch nicht voll fit. Den Ersten Tag bin ich dann
nach Paris-Landing gekommen und bin jetzt noch weiter
südlich. Der Tennessee river ist jetzt wunderschön in den
buntesten Farben. Leider ist es auch schon zeitweise recht
kalt, sodass ich schon Morgenfrost hatte.
Ich war in Alton bei St Louis im Biergarten beim
Oktoberfest. Wie sie gehört haben, dass ich aus Österreich
komme, haben sie mich gleich herumgereicht und ich lernte
Kika kennen, die Ihre Wurzeln auch in (Ober)Österreich hat,
aber schon lange in Amerika lebt.
Die Fotos vom
Hochwasser und dem
Oktoberfest hat Kika uns zur Verfügung gestellt - Herzlichen
Dank.
08.11.2008
Momentan bin ich
am Jamie Whitten Lock Damm am TIM Tom Kanal. Die
runtergeladenen Karten funktionieren nicht, jetzt fahre ich
halt mit sehr relativen Karten, aber der Kanal ist gut
gekennzeichnet und ich werde mich schon nicht verfahren.
Mein Ischias ist auch wieder Okay. Schließlich habe ich
keine Kosten gescheut und mich mit der größte
Bestrahlungslampe bestrahlt (Sonne) und schon ist alles
wieder Okay.
15.11. 2008
nächtliches Abenteuer:
Jetzt sind noch13
Meilen bis zu meiner letzten Schleuse, dann gibt es wieder
Tidengewässer und noch 3 Brücken mit 52 Fuß+ eine
Drehbrücke. Bis Mobile sind es aber immer noch rund 125
Meilen. Jetzt muss ich Dir da noch einen Bericht von meinem
letzten nächtlichen Abenteuer berichten.
Die Temperaturen
weiter im Norden haben mich ja veranlasst möglichst bald
nach Süden zu kommen. Du weißt Eis an Deck und innen morgens
3°C ist auf die Dauer nicht wirklich lustig. Aus meinem Buch
Chicago to Mobile habe ich eine schöne Aufzählung aller
Ankerplätze und Schleusen auf der Wegstrecke. Da Anfangs für
mich viel zu viele Ankerplätze waren habe ich dann nicht
mehr so darauf geachtet. Ankerplätze gibt's zuhauf. Doch
leider war das weiter im Süden nicht mehr wahr! Denn
plötzlich war 40 Meilen lang kein Ankerplatz mehr
eingetragen. Mit gutem Grund es gab keine. Denn der Fluss
hat sich im Laufe der Zeit ein relativ tiefes Bett gegraben.
An den Ufern war nackter Fels schön abgeschliffen, so dass
man meinen könnte man fahre auf der Autobahn links und
rechts umgeben von diesen Betonleitplanken. (Nach unten
immer breiter werdend)
Wie ich meine
Falscheinschätzung bemerkte, war ich natürlich schon mitten
in meinen 40 Meilen. das heißt es wird finster werden. Ich
bereitete mich also auf ein Stück Nachtfahrt vor indem ich
Scheinwerfer und Deck klarmachte. In der Hoffnung, dass der
Mond mich unterstützen wird, setzte ich meine Fahrt fort.
Der Mond hat mich in den letzten Nächten sogar gestört, weil
er gar so hell war, doch dieses Mal musste er sich dauernd
unter Wolken verstecken.
So bin ich halt in
die Nacht hinein habe jede Markierung und das ganze
Flussbett mit dem Scheinwerfer in einer Hand ausgeleuchtet
ob nicht ein "kleiner Baum" drinnen ist. Mit der zweiten
Hand habe ich gesteuert, mit der Dritten die Aufzeichnungen
geführt--- Das geht ja gar nicht - na ja dann kurz
hintereinander. So bin ich halt in die totale Finsternis
hinein. Bin trotzdem ganz gut zurechtgekommen, denn ich
wusste auch es kann nicht mehr weit sein.
Da plötzlich ein
Trugboot mit mehreren Schuten( die Trugboote heißen nur mehr
so, denn sie sind wie auf der Donau längst zu Schubschiffen
geworden. Schuten sind nur Lastkähne die zusammen bis zu 12
Stück vorm Trugboot hergeschoben werden) Nun ich dachte mir
kein Problem, bin ja schon öfters diesen Schubverbänden
begegnet. Das rote Positionslicht war klar zu sehen. Ich bin
also ganz rechts - um nur ja nicht im Weg zu sein -
weitergefahren.
Plötzlich
verschwindet das rote Licht auf der gegenüberliegenden Seite
im Gebüsch (es war nur mehr ganz schwach auszunehmen). Dafür
wurde der Schleppverband aber immer breiter und breiter. Ich
war schon soweit rechts dass mein Rigg an den Bäumen
streifte und ich Angst um meinen Verklicker und nicht
zuletzt vor gestrandeten Bäumen hatte. Als ich sah, dass der
Platz für mich nicht ausreichte, erkannte ich erst was
geschah.
Das Trugboot
wollte gerade umdrehen und fuhr mit seinen Schuten direkt in
das gegenüberliegende Ufer und benutzte die Spitze seines
Schubverbandes als Drehpunkt um mit dem Heck die
Drehbewegung durchzuführen. Ich brach mein Vorbeifahrmanöver
ab, drehte in die Flussmitte und habe mit dem Kapitän über
Funk Kontakt aufgenommen. Der bat mich dann ein wenig zu
warten und alles war dann okay.
Er hat sich
nämlich gerade diesen Platz ausgesucht, der auch als
Ankerplatz empfohlen war (da ein wenig breiter als der Fluss
üblicherweise war) und den ich ausgewählt hatte. Meine
Nerven konnten sich erst viel später entspannen. Hinterher
ist immer alles klar, doch dies rechtzeitig zu erkennen ist
nicht leicht.
Momentan ist ein
richtiger Klimawechsel vorgestern noch recht kühl, heute
schwül und gewittrig 25°C mit Gelsen, morgen soll es regnen,
drum habe ich mir heute einen guten Ankerplatz ausgesucht.
17.11.2008
Auch wenn die
Natur wunderschön war sie hatte auch ihre "Längen" Ich bin
jetzt nur mehr 16,6 Landmeilen von Mobile entfernt. …
Nach Mobile
erreicht uns folgende Nachricht:
Ich werde heute
gegen Süden fahren. Ziel ist vor allem die Westdurchfahrt
von Cuba, wo es weitergeht wird mir der Wind sagen; ich habe
mir hier schon fast den Arsch abgefroren unter 0°C! ich
lasse wieder von mir hören. Gruß Heinz
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