Durch die Kanäle

21.02.16

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Teil 7: durch die Kanäle ...

26 Seen, 700 km Kanalsystem, 77 Schleusen….

das wollte Heinz nicht allein machen, also setzte ich mich am 19. Juli 2008 in den Flieger, um mich mit ihm nördlich von New York am Hudson River zu treffen.

Von Wien ging es nach Albany mit einer Zwischenlandung in Washington. Obwohl ich zum Umsteigen über 3 Stunden Zeit hatte, wir auch pünktlich ankamen, wurde mir die Zeit fast zu knapp. Nach stundenlangem Anstellen beim Imagration-, Zoll-, Security-Schalter, mit extra Röntgen für die Schuhe, musste ich barfuss durch die Abflughalle hasten, damit ich meinen Flug noch erwischte. Ja, ich schaffte es, aber mein Gepäck nicht mehr. Leider wurde es auch am nächsten Tag nicht zugestellt, sondern ich musste selbst zum Flughafen fahren. Als ich meine Tasche sah, wusste ich warum, sie schien in einen Reißwolf geraten zu sein, also stritt ich mich am Schalter noch wegen einer Ersatzleistung herum. So war der halbe Tag bereits weg, als ich endlich ein Taxi nehmen konnte, um mich mit Heinz am Hudson River zu treffen.

In Troy lag unsere arme Solace mit gelegtem Mast am Steg, aufgeriggt mit einem Besenstiel, damit wenigstens der Funk noch funktionierte und war bereit für die Fahrt durch die niedrigen Kanalbrücken.

Wir hatten für die Kanäle im State New York ein 10 Tage Permit gelöst, daher beschlossen wir, erst am nächsten Tag loszufahren und besuchten bei drückender Hitze ein Volksfest, das am Flussufer stattfand.  

   

Am nächsten Morgen sahen wir der ersten Schleuse am Hudson mit gemischten Gefühlen entgegen und waren sehr erleichtert, als wir sahen wie komfortabel man schleusen konnte. In der Wand waren dicke Rohre eingelassen, an denen man die Leinen festmachen konnte und außerdem hingen dicke Kabel zum Festhalten herab. Mit einem Wort es war ganz leicht. Aber gleich setzte uns der Wärter einen Dämpfer auf, wir sind hier bei einer Schleuse des US-governments, die ist natürlich besser ausgestattet, die anderen gehören nicht mehr der Regierung und da gibt es nur mehr die Kabel zum Festhalten (so hatte ich es zumindest verstanden). Wir haben uns aber unnötige Sorgen gemacht, auch die Schleusentreppe, die uns gleich zu Beginn des Erie - Canals erwartete, war mit Hilfe der Kabel, an denen wir uns einfach festhielten, leicht zu meistern.


  Unsere ersten Schleusen

 

Der Erie- Canal führte uns entlang des Mohawk River in das Herz des Leatherstockings land.

 

Ja, richtig geraten, wir waren auf den Spuren von Lederstrumpf unterwegs und fuhren außerdem durch halb Europa, an Rotterdam vorbei nach Amsterdam (wo man besonders eigenwillig parkt), Frankfort und Rome.

   

Am dritten Tag überquerten wir gerade noch mit letztem Licht den sehr seichten Oneida See. Die letzten Bojen im Dämmerlicht auszumachen, hatten wir bereits Schwierigkeiten.

 

Im Brewerton am Westufer legten wir dann an einem Steg an, zum Schwimmen war es aber wie immer schon zu spät. Am nächsten Tag ging es weiter nach Three River, wo wir unsere Abzweigung in den Oswego Kanal glücklicherweise leicht fanden und nach weiteren 8 Schleusen erreichten wir bei strömenden Gewitterregen Oswego.

Oswego findet jährlich ein großes Jazzfestival statt und wir kamen gerade zu recht, am nächsten Tag ging es los. Vorsichtshalber hatten wir bei der Marina bereits telefonisch vorreserviert, da sich Heinz noch ein Päckchen Ersatzteile nachschicken ließ, wir brauchten daher eine Adresse. Wegen des Festivals wurden nur Liegeplätze mit 3 Tagen Mindestdauer und erhöhten Gebühren vergeben. Also bissen wir in den sauren Apfel und waren dafür mitten im Geschehen, wurden mit Jazz- und Blues- Klängen auch am Schiff verwöhnt und hatten nur ein paar Schritte zur Fressmeile.

   

 


Wir hatten das New Yorker Kanalsystem in 4 Tagen geschafft und obwohl ich mich über diese Hetzerei aufregte, war ich nachher froh, als ich hörte, dass aufgrund der schweren Gewitter und den dadurch verursachten Überschwemmungen die Schleusen geschlossen werden mussten. Wir nutzten die erzwungene Wartezeit dazu, unsere Vorräte aufzufüllen und Heinz schleppte unseren Einkauf wie ein Packesel quer durch die halbe Stadt zum Schiff. Zu meiner Entschuldigung sei gesagt, es waren auch einige Dosen Bier dabei, die nicht auf mein Konto gingen!

Die Ersatzteile kamen pünktlich an, sodass wir am Sonntag, den 27.7.2008, aufbrechen konnten. Vorher versuchte ich, noch telefonisch zu checken, wo man in Canada am besten einklarieren könnte. Mit gelegten Masten wollten wir nicht den Ontario See direkt überqueren, noch dazu bei Gegenwind, also entschieden wir uns für NO, um Kingston anzulaufen. Kingston liegt an der Mündung des St. Lorenz Stromes im Gebiet der 1.000 Inseln. Wir legten am Nachmittag in der Marina an und meldeten uns telefonisch beim Zoll. Zum Glück funktionierte Heinz österreichisches Handy, im Gegensatz zu meinem, denn sein amerikanisches streikte in Canada. Nach einigen Sprachschwierigkeiten, bekamen wir mit, dass wir warten sollten, die Zollbeamten werden zu uns kommen. Nachdem uns die sehr freundlichen Beamten in der Marina endlich gefunden hatten, waren die Formalitäten rasch erledigt und wir bummelten durch das nette Städtchen, das im Vergleich zu den USA schon sehr europäisch auf uns wirkte.

Ganz begeistert war Heinz als er eine Bäckerei mit frischem europäischem Brot fand. Am nächsten Tag fiel uns der Abschied fast ein wenig schwer. Mit französischen Köstlichkeiten versorgt, motorten wir – noch immer mit gelegtem Mast und daher blutenden Herzens - durch eins der schönsten Segelreviere Kanadas, der Bay of Quinte wo 1976 bei der Olympiade in Montreal die Segelwettbewerbe ausgetragen wurden.

Dienstag, den 29.7.2008 erreichten wir Trenton und den Beginn des Trent-Severn Kanals, den wir sogleich in Angriff nahmen. Die ersten 6 Schleusen schafften wir noch, dann war Betriebsschluss bei den Schleusen und wir legten zum Übernachten an. Der Trent Severn waterway ist ein „National historic site“ und wird von der Parks Canada Agency betrieben die auch Übernachtungsmöglichkeiten bei vielen Schleusen anbieten. Viele Schleusenwärter verwandeln die Umgebung ihrer Schleusen in schmucke Blumengärten, ja selbst Blumenkästen werden an manchen Schleusentoren befestigt. Neben kleinen handbetriebenen Schleusen und hohen Schleusentreppen gibt es am Trent-Severn auch zwei hydraulische „Schleusenlifte“ (liftlock), wo man samt dem Wasser 20 m über der Erde bzw. dem Kanal „schwebt“ sowie eine marine railway, mit der man wie in einem Trockendock über den Berg befördert wird.

Allmählich wurde das Schleusen zur Routine und wir genossen, die abwechslungsreiche Landschaft, durch kleine Seen, enge Flussteile und immer auf der Suche, nach den Bojen, die uns den Weg wiesen. Die Ufer waren meistens gesäumt von Cottages, die von kleinen Fischerhütten bis zu riesigen Villen variierten. Nur die Ufer der Indianerreservate sind unverbaut. Außerdem ist der Kanal bekannt für seinen Fischreichtum und Fischadler wie Menschen machen Jagd auf die riesigen Fische, die in dem leicht moorigen Wasser leben.

 


  


Alles ging gut, auch als das Gedränge in den Schleusen zunahm, als wir den Abschnitt um den Buckhorn Lake erreichten, in dem auch große Hausboote vermietet werden. Dann kam die Schleuse Nummer 38 und gerade als wir sie wieder verlassen wollte, reagierte das Schiff nicht recht. Heinz erkannte sofort, dass das Gasseil gerissen war, trotzdem ließ er sich nicht davon abhalten, noch durch ein haariges Nadelöhr zu fahren. Erst danach durfte ich ans Steuer und er ersetzte das Gasseil durch einen Strick, den er durch die Backskiste führte.

Das Ganze natürlich während der Fahrt, denn wegen so einer Sache legt man nicht an. Also schlichen wir dahin, mit geöffneter Backskiste durch die nächsten 3-4 Schleusen, auch noch hinaus auf den großen Simcoe-See bis zur Marine Lagoon City.

Am nächsten Tag machten wir einen Radausflug durch Lagoon City, da wir auf das Gasseil warten mussten und nutzten auch die Gelegenheit zum Wäschewaschen. Als am nächsten Morgen, das Gasseil eingebaut war, fuhren wir weiter und übernachteten im kleinen Ort Orilla.

 

Hier füllten wir wieder unsere Vorräte auf, sogar Ansichtskarten gab es wieder einmal, sodass wir Grüße nach Hause schicken konnten. Am nächsten Tag ging es weiter und wir fieberten der Big Chute railway entgegen. Als wir endlich gegen mittags ankamen, schüttete es gerade wieder und die Eisenbahn stellte ihren Betrieb wegen dem schweren Gewitter ein. Also suchten wir uns ein kleines Plätzchen zum Anlegen, was nicht gerade leicht war, da schon eine Menge Boote auf den Transport warteten. Als es dann endlich wieder weiterging, beschlossen wir, die Menge fahren zu lassen, und uns in Ruhe das Spektakel anzusehen. Dafür waren wir dann am nächsten Morgen bei den ersten, die Huckepack genommen wurden und meisterten dann auch die eigentliche Big chute (Stromschnelle), wo es nicht nur sehr eng wurde, sondern auch noch eine Kurve jede Sicht auf entgegenkommende Boote nahm.



Knapp vor Port Severn erwischte uns auch noch ein Hagelschauer, natürlich in einer engen Stelle, sodass uns nichts anderes überblieb als einfach weiterzufahren, denn an Ankern war hier nicht zu denken. Zum Glück dauerte der Hagel nur kurz und so erreichten wir etwas gebadet, Freitag, den 8.8., unsere letzte Schleuse, vor der wir anlegten. Wir riefen unseren Freund in Edmonton an, der sich hier mit uns treffen wollte, um ihm mitzuteilen, wir seien endlich angekommen. Leider oder Gott sei Dank bekam unser Freund erst einen Flug Sonntag früh, denn Samstag schüttete es den ganzen Tag. Sonntags wurde dann das Wiedersehen ausgiebig gefeiert und am nächsten Tag zeigten wir ihm mit Auto ein wenig von der von uns gemeisterten Strecke. Dienstag hieß es dann wieder Abschied nehmen, nachdem wir mit dem Boot noch eine kleine Rundfahrt machten. Trotz Karte verirrten wir uns fast, zwischen den vielen kleinen Inselchen, da wir die Hauptstrecke verlassen hatten. Schweren Herzens stieg er in sein Auto, um in Toronto den Heimflug anzutreten und wir schleusten durch Nummer 45, die engste Schleuse des Kanals, um durch die Untiefen der Georgian Bay unseren Weg nach Midland zu suchen.

Dort in der Marina angekommen, vereinbarten wir einen Termin für das Maststellen für den nächsten Tag. Das war für Heinz ein Hochgefühl, als er wieder ein Segelboot hatte. Da der Tag meiner Abreise immer näher rückte, blieben wir in Midland und nahmen uns für 3 Tage einen Leihwagen.


Am ersten Tag fuhren wir nordwärts, da ich auch das Gebiet der 30.000 Inseln sehen wollte, eine Strecke um die ich Heinz wirklich beneidete. Ich konnte Heinz sogar überreden eine kleine Schiffsrundfahrt zu machen, bei der sich der Ausflugsdampfer durch Engen schlängelte, die selbst für unser kleines Boot haarig aussahen. Auch Heinz genoss die Fahrt, weil er unbeschwert die Gegend genießen konnte. Samstag beschlossen wir die mehr als 300 km zurück zu fahren, um uns auch die beeindruckenden Niagarafälle nicht entgehen zu lassen.

 

Sonntag früh hieß es dann Abschied nehmen, von Toronto flog ich nach vier Wochen USA/Canada wieder nach Hause.


 

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Stand: 21.02.16