Zu den Kanaren

21.02.16

Home
Rückblicke
Durch's Mittelmeer
Zu den Kanaren
Atlantiküberquerung
In der Karibik
Beginn des ICW's
US-Ostküste
Durch die Kanäle
bis Mobile
Golf von Mexiko
Die ABC Inseln
Der Panamakanal
Kanal (Rolf)
Galapagos (Rolf)
In den Marquesas
Nach Tahiti
Neuseeland
NZ & Fiji (Rolf)
Tonga (Rolf)

 

 

Teil 2: Zu den Kanaren ...

 

21.09.2007: Aus meinem Logbuch

 

Montag, 27.8.2007 - 01:30 Uhr

36 Stunden auf See

Ca. 250 sm westlich von Gibraltar, dort wo Europa und Afrika Platz dem vorherrschenden Nordwind lassen. Weit draußen soll man fahren, empfehlen die weisen Bücher, nicht zu knapp an der Küste, weil da der Wind stärker ist.

Eine laue Vollmondnacht, so hell, dass kaum Sterne auszumachen sind. Natürlich kein Land zu sehen, aber auch kein Licht kein Schiff einfach gar nichts – nur Horizont, der ja in der Nacht nicht selbstverständlich ist.

150 sm haben wir in den ersten 36 Stunden zurückgelegt, den weitaus größeren Teil davon allerdings mit Motorunterstützung. Abgelegt bei 4-5 Bft und lästiger Welle war die gesetzte Arbeitsfock bald zu wenig und auch mit Groß und Genua dauerte das Vergnügen nicht lange. Im Osten stand schon seit der Früh das Gewitter, das mich in FARO mit wolkenbruchartigen Regen und überschwemmten Straßen begrüßt hat. Wir haben mit dem Ablegen in LAGOS gewartet, wie sich das Wetter entwickeln wird. Umlaufende Blitze, bedrohlich schwarze Wolken aber noch kein Regen in LAGOS.

Kein Wetter für Fahrtensegler, den sicheren Hafen zu verlassen.

Statt auszulaufen, gingen wir einkaufen, Heinz zeigte mir sein Schiff, wies mich in alle SicherheitsdetaiIs ein und wir stärkten uns anschließend mit einer Pizza am Schiff. Was es alles so am Schiff gibt, erzähle ich besser später, wir sind ja noch immer in LAGOS ….

 

Wie alles begann

Es war eigentlich ein Zufall, als ich vorige Woche Veronika anrief, um zu fragen, wie’s denn dem Heinz so gehe und wo er gerade sei. Sie erzählte das Heinz und er rief mich noch am selben Tag im Büro an: er liege in LAGOS in Portugal und würde gerne so bald als möglich den Sprung auf die Kanarischen Inseln wagen – und natürlich lieber zu zweit als alleine. Man weiß ja nie – die vielen Schiffe usw.

Mehr als eine Woche (ungeplanten) Urlaub war aber bei mir leider beruflich nicht „drin“ - für Claudia kam nicht einmal eine Woche in Frage. Also im Internet rasch zwei Oneway-Flüge gebucht und im Büro weise Ratschläge losgeworden – und ab ging’s noch Freitagabend über Berlin (!) in die Provinzhauptstadt FARO und am nächsten Morgen mit dem Zug nach LAGOS.

 

Erst nach ca. 3,5 Stunden brachen wir um 13:30 UTC auf, obwohl sich das Wetter kaum verändert hat; nur begann es leicht zu regnen. Aber im Westen war es deutlich heller und wir wollten doch erst nach Westen, um vom Land weg bald  in den „Portugal-Passat“ zu kommen. Aber auf diesen warten wir bislang vergeblich. Bald nach dem Setzen der Segel war der Wind zu schwach, um in der bestehenden Welle Vortrieb zu liefern. Die Segel schlugen, sodass Heinz sogar das Groß geborgen hatte. Zwar klarte es bald auf – vom Wind aber keine Spur.

 Erst am Sonntag um 06:00 Uhr spürte Heinz eine leichte Brise und rollte die Genua aus. Bis dahin im Vorschiff ruhig schlafend war ich sofort wach noch bevor der Motor ausging – und rief  im Halbschlaf  nach „Spinnaker“, als ich die 2 Bft aus Ost spürte.  Und Heinz ging und holte den Spi.

 

Spi-Manöver

Um am Vordeck arbeiten zu können, rollte Heinz die Genua wieder weg, hängte den Spischlauch an das Fall, das wegen der weit vorne stehenden Genua nur hinter die Oberwanten weggespannt werden kann. Die beiden (!) Spibäume mit den beiden Niederholern, den beiden Topnanten, den beiden Spibaum-Aus- und Einziehleinen und den Schlittenhoch- und -niederholer mussten sich den Platz an den wenigen Klampen am Mast mit dem Fockfall, dem Spifall, dem Spischlauchhoch- und –niederholer und den anderen Barber-, Hoch-, Nieder- oder sonst wohin -holer teilen.

 

War für Heinz aber kein Problem. Ich hatte am Ruder nur die beiden Schoten zu bedienen, kein Fall und keine Spibaumleinen, weil die waren alle am Mast.

Weil’s unter Spi so schön war und wir ja möglichst viele der vorhandenen Segel nützen wollten, setzten wir zum Topspi noch die Arbeitsfock – man kann bekanntlich nie genug Segel oben haben.

Und so trieben wir statt mit kräftigem N-Wind  eben mit O-Wind mit ca. 3,5 kn  in Richtung SW . Solange bis zu Mittag der schwache Wind erst immer spitzer und dann zu guter Letzt fast weggeschlafen ist. Anständiger Weise drehte er -  wie erwartet - mit der Sonne und kam als „Sundowner“ aus NW wieder. Dort blieb er dann die halbe Nacht. Mal mit Gr+Ge, mal mit Mo+Gr und manchmal mit allen dreien kamen wir voran – bis sich der Wind dann auf weitere 12 Stunden ganz verabschiedete.

 

Zum Thema Ausrüstung und Sicherheit:

Langsam wurde ich so nach und nach mit der recht umfangreichen Ausrüstung an Bord vertraut. Heinz hat sich viele Jahre auf diese Langfahrt vorbereitet, viel darüber gelesen und versucht, alle Informationen über dieses Thema in Evidenz zu halten. Dabei wurde natürlich über alle möglichen und (fast) unmöglichen Unfälle, Überfälle, Katastrophen und Missgeschicke berichtet und er hat sich redlich bemüht, gegen alle Eventualitäten gerüstet zu sein.

Das reicht von der Bootsauswahl (Schwert, wenig Tiefgang, Trockfallen, alte=feste Bauqualität, anerkannte und erprobte Werft), über mehrfach redundante Ausrüstung (5 Anker, 7 Feuerlöscher, 200 m Landleinengurt, u.v.a.m), Unmengen von Ersatzteilen und Werkzeug bis zum Schutz vor Überfällen und Piraten.

Vom mittels Stahlseil in die Backskiste geführter Verriegelung der Steckschot mit einer Metallplatte, einem Niedergang, der bei Bedarf unter Hochspannung gesetzt werden kann, über eine elektrische Reling als Weidezaun inklusive des Heckeinstiegs, wenn man vom Wasser kommt, bis zur akustischen (Horn, Außenlautsprecher) und optischen Alarmanlage.

Das Schiff soll und darf nicht neu und hübsch aussehen, damit es keinen Anreiz zum Einbrechen oder für Überfälle darstellt, soll aber gegen alles und jedes gerüstet sein.

Eine Auflistung der sicherheitstechnischen Ausrüstung würde den Rahmen hier sprengen – jedenfalls liegt ein Österreichsicher Seebrief für den Fahrtenbereich 4 vor - mit all den darin geforderten Ausrüstungen und das Schiff wurde durch einen Sachverständigen (auf eigene Kosten) überprüft.

 

Dienstag, 28.8.2007 – 19:00 Uhr

Erst am Montag um 13:30 kam wieder leichter NW-Wind und wir (ver)suchten wieder einmal den Spi – diesmal auf der anderen Seite. Es gab nur einen ganz schmalen Bereich zu steuern, wo der Spi noch nicht eingefallen ist und echten Vortrieb geliefert hat. Das schwere Schiff war bei der langsamen Fahrt nur sehr schwer in diesem engen Bereich zu halten und reagierte recht träge. An (elektrische) Selbststeuer­anlage oder gar Windfahne war nicht zu denken. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt geschätzte 32 Motorstunden – die Logbuchführung war ein wenig unvollständig – und keine Ahnung, für wie viele Stunden wir Diesel hatten. Wir sind zwar in den letzten 48 Stunden die notwendigen 200 sm gekommen – aber die Motorstunden müssen in den nächsten Tagen noch sparsamer engesetzt werden.

Also wurde von Hand recht konzentriert gesteuert, immer mit Spi, ganz hart am Einfallen, auch in der Nacht – man hört ja, wenn der Spi einfällt – weil sehen kann man den Spi in der Nacht vom Ruder aus nicht:

 

In der Nacht, als Heinz allein mit Spi und ohne Selbststeueranlage unterwegs war, biss ein Tintenfisch (Sepia, wirklich!) an der Schleppleine und Heinz gelang es, diesen als Ganzen ins Schiff zu bringen. Vom „Antikoch“ Heinz paniert und mit Reis serviert, schmeckte er am nächsten Tag ganz ausgezeichnet. Dies blieb leider der einzige Erfolg, die bösen Fische haben Heinz’ Angelausrüstung dreimal merkbar reduziert.

Ganz, ganz langsam wurde der Wind etwas stärker, sodass wir nach durchsteuerter Nacht um etwa 7:00 Uhr bei 3 Bt. den Spi bargen und durch die Genua ersetzten – wir waren dadurch natürlich nicht schneller, aber viel bequemer unterwegs, da  wir die Selbststeuerung einsetzen konnten. Das gemeinsame Frühstück schmeckte daher besonders gut.

 

Freitag, 31.8.2007 02:00 Uhr

Der Wind legte weiter zu, drehte allerdings nach N, sodass wir mit Genua+Groß vor dem Wind kreuzen mussten. Der Windpilot schaffte dies ganz locker, auch als sich nachmittags bei 4+ schon ganz ordentlicher Seegang aufgebaut hatte. So ging’s die ganze Nacht recht flott dahin – allerdings in die falsche Richtung. Bei gefahrenen 5 – 5,5 kn war der Weg nach Lee allerdings weniger als 4 kn und das war zum Erreichen des Flugzeuges am Sonntag in der Früh eigentlich zu wenig. Die Nacht war so OK, aber am Tag, da musste etwas geschehen. Ich dachte wieder an Spi und Handsteuerung, Heinz hatte eine andere und bessere Idee: Groß bergen und nur mit Genua direkten Kurs fahren, war sicher einfacher. Gesagt getan, Genua dann noch ausgebaumt, Arbeitsfock auf der anderen Seite ebenfalls ausgebaumt – und ab ging die Post. Das war jetzt endlich Passatsegeln. Bei 4-5 Bt. mit entsprechender Welle auf Vorwindkurs wurden wir zwar ordentlich durchgeschaukelt, dies schaffte jedoch  die Windfahne - zu unserer Überraschung - ohne Probleme und wir hatten sage und schreibe fast 48 Stunden ohne Segelmanöver vor uns. Die Geschwindigkeit lag zwischen 5 und 5, 5 kn auf direktem Kurs – das Flugzeug schien gerettet.

 

Sonntag, 2.9. 10 00 Uhr – im Flugzeug

Am Freitagmittag lagen wir bereits „mitten in den Kanaren“ ohne allerdings Land zu sehen, nur  Schiffe gab es manchmal am Horizont. Fuerteventura und Lanzarote waren ca. 50 sm querab und daher nicht auszumachen. Ja nicht einmal unser Ziel Gran Canaria wollte aus den tiefen Wolken hervorkommen. Wie einfach und unspektakulär ist doch segeln mit GPS und Windfahnensteuerung. Wie haben das Segler früher gemacht, als Sie nach einer Woche auf See bei starker Bewölkung in die Nähe der gesuchten Insel gekommen sind – oder dies zumindest angenommen haben. Mit etwas Geduld kam dann auch Gran Canaria aus dem Nebel und gleich darauf hatten wir Handy-Empfang – die Welt hatte uns wieder nach 6 Tagen der Unerreichbarkeit. Auch wenn die eigentliche Ansteuerung, der große Leuchtturm am Ende der mehrkilometerlangen Außenmole des Handelshafens von Las Palmas, erst 1,5 sm vorher auszumachen war.

 Ganz anständig, mit gelber Flagge, machten wir am Freitag um 17:00 Uhr am Schwimmsteg der Marina fest, die wie bereits im Mittelmeer üblich, auch das Einklarieren für die Segler durchführt. In  6 Tagen und 3,5 Stunden 713 (laut GPS) gefahrene Seemeilen für eine direkte Stecke von 640 sm waren kein Geschwindigkeitsrekord – aber ein wunderschöner geruhsamer Törn mit einem guten Freund – und für mich bei weitem der längste Schlag, den ich je gemacht habe – noch dazu zu zweit.

Es hat mir sehr gut gefallen - ich hätte es noch eine Weil länger ausgehalten und empfand nie Langeweile. Danke Heinz für die wunderschöne Erfahrung!

Edi (Edmund Dvorak)


29.10.2007: Auf den Kanaren

Hallo Freunde und Bekannte!

Es ist mir endlich wieder einmal gelungen in ein Internetcafe eine Verbindung mit Euch herzustellen. Meine Freunde vom Neusiedlersee waren so nett und haben auf der Homepage der Neusiedlerseesegler http://sailing.gotdns.com/ von Mörbisch eine Spalte von mir aufgemacht unter (HeinzB) könnt Ihr die Eindrücke von befreundeten Seglern die mit mir ein Stück des Weges bis zu den Kanaren unterwegs waren verfolgen. Derzeit bin ich dabei eine Radaranlage, einen Watermaker und eine Funkanlage, bei der ich auch weit am Meer E-Mails empfangen kann einzubauen. Ihr seht mir wird nicht langweilig, denn Ende November geht's mit den Kindern über den großen Teich in die Karibik.

Mit lieben Grüßen von den Klimamäßig sehr angenehmen Kanaren wünscht euch Heinz.


 

Home | Nach oben | Rückblicke | Durch's Mittelmeer | Zu den Kanaren | Atlantiküberquerung | In der Karibik | Beginn des ICW's | US-Ostküste | Durch die Kanäle | bis Mobile | Golf von Mexiko | Die ABC Inseln | Der Panamakanal | Kanal (Rolf) | Galapagos (Rolf) | In den Marquesas | Nach Tahiti | Neuseeland | NZ & Fiji (Rolf) | Tonga (Rolf)

Stand: 21.02.16